Omega-3 für Kinder: Produktvergleich 2022

Wie wichtig sind Omega-3-Fettsäuren für Kinder?

Kleinkinder und Jugendliche in Deutschland nehmen im Durchschnitt zu wenig Omega-3-Fettsäuren zu sich.[1] Obwohl die Deutsche Gesellschaft für Ernährung vorsieht, 1- bis 2-mal pro Woche Fisch zu verzehren, wird diese Empfehlung nur in den wenigsten Haushalten eingehalten.[2] Denn Kinder in den ersten Lebensjahren sind sehr wählerisch, was ihre Essensauswahl betrifft, da sich ihre Geschmacksknospen erst an starken Geschmack gewöhnen müssen.[3]

Falls man den Eindruck hat, seine Kinder könnten zu wenig Omega-3-Fettsäuren in Form von Lebensmitteln zu sich nehmen, empfiehlt es sich, präventiv einer Minderversorgung entgegenzuwirken. Denn Omega-3-Fettsäuren tragen zu einer gesunden Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten bei. Unter kognitiven Fähigkeiten werden die Wahrnehmung, das Denken und Lernen, aber auch Motivation und Konzentration verstanden. Zudem hilft Omega-3 beim Aufbau eines starken Immunsystems.[4,5]

Doch das Feld von Omega-3-Produkten ist groß, weswegen mit dem untenstehenden Produktvergleich eine Orientierungshilfe geboten wird. Anschließend wird erläutert, warum welche Kriterien eine Rolle spielen und was im Detail zu den einzelnen Produkten zu sagen ist.

Produktvergleich Omega-3-Produkte für Kinder

Wichtige Kriterien bei der Produktauswahl

Herstellung

Eines der wichtigsten Kriterien für ein hochwertiges Omega-3-Produkt ist die Verwendung des richtigen Fisches. Dabei sollte neben einer nachhaltigen Produktion, die Überfischung vermeidet, darauf geachtet werden, dass kleine Fische als Fischöl-Basis genutzt werden. Viele Unternehmen geben unterdessen weder an, wo gefischt wird, noch welche Fische als Basis für die Produktion dienen. Da es um ein wichtiges Thema geht, ist Transparenz in der Herstellerkommunikation vonnöten.

Schadstoffwerte und TOTOX-Wert

Der Grund, warum der Hersteller kleine Fische als Quelle verwerten sollte, ist die Schadstoffbelastung. Denn bei großen Räuberfischen reichern sich aufgrund ihrer höheren Position in der Nahrungskette und ihrer längeren Lebenszeit Schwermetalle im Körper an. Der Verein für unabhängige Gesundheitsberatung rät daher von dem Verzehr von beispielsweise Thunfisch, Hecht und Aal ab.[6]

Bei unverblisterten Verpackungen kann das Fischöl zunehmend oxidieren, wie es auch bei normalem Olivenöl der Fall ist. Doch nicht nur der Oxidation des fertigen Produktes, auch der Oxidation während der Herstellung sollte ein Unternehmen entgegenwirken. Entscheidend hierbei ist der TOTOX-Wert, der für ein wirksames Omega-3-Öl möglichst niedrig sein sollte. Diesen kann man auch erahnen, denn ein ranziger Geruch spricht für einen hohen TOTOX-Wert.[7]

Zusatzstoffe

Während Kapseln meist ohne Zucker und Süßstoffe auskommen, ist es bei Kautabletten und Gummibären sehr schwierig, denn dabei verweilt das Produkt länger im Mund des Kindes. Allerdings sollte ein Nahrungsergänzungsmittel mehr Nutzen als Schaden mit sich bringen und wenn die Zutatenliste mehr auflistet als Fischöl, Kapselhülle und ein Antioxidationsmittel, sollte man aufmerksam sein.

Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA)

Omega-3-Fettsäuren treten in verschiedenen Formen auf, wobei die langkettigen, ungesättigten Fettsäuren DHA und EPA als Nahrungsergänzungsmittel die Wichtigsten sind, da der Körper sie nur bedingt selbst herstellen kann. Leider strecken viele Anbieter ihre Produkte mit der Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure (ALA), welche zwar auch gesund ist, jedoch durch pflanzliche Öle und Lebensmittel bereits zur Genüge aufgenommen wird.

Die Food and Agriculture Organization der USA hat 2008 einen Bericht veröffentlicht, in welchem die optimale Versorgung durch DHA und EPA beschrieben wird:

Alter 2-3:100-150 mg
Alter 4-6:150-200 mg
Alter 6-10:200-250 mg
Empfohlene Aufnahmemenge an DHA und EPA je nach Alter laut Bericht der FAO[10]

Darreichungsform

Damit die Kinder das Produkt problemlos zu sich nehmen können, sollte bei der Darreichungsform darauf geachtet werden, dass Geruch und Geschmack neutral sind, sowie das Schlucken möglichst einfach ist. Die drei gängigsten Produktformen sind:

Vor- und Nachteile verschiedener Darreichungsformen für Omega-3-Fettsäuren.
Vor- und Nachteile verschiedener Darreichungsformen für Omega-3-Fettsäuren.
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Vor- und Nachteile verschiedener Darreichungsformen für Omega-3-Fettsäuren.

Die Produkte in Detailansicht

Platz 1: White Omega KIDS von Cellavent Healthcare

White Omega KIDS von Cellavent Healthcare

Dieses Fischöl-Produkt von Cellavent Healthcare ist der Gewinner des Produktvergleichs und kann sich in jedem einzelnen Kriterium behaupten. Die runden Kapseln haben einen Durchmesser von 8mm und sind auch für Kinder gut zu schlucken. Geschmack, sowie Geruch sind dabei neutral und es kommt nicht zum Aufstoßen, anders als bei den meisten anderen Produkten. Dies liegt am niedrigen TOTOX-Wert von 10, der nicht nur weit unter dem erlaubten EU-Referenzwert von 26 liegt, sondern auch den niedrigsten Wert aller untersuchten Produkte vorweist. Neben dem geringen Oxidationswert werden White Omega KIDS Kapseln außerdem tiefenfiltriert, um Schwermetalle zu entfernen.

Das Fischöl stammt aus Anchovis, einer sehr kleinen, von Natur aus schadstoffarmen Fischart. Diese werden bei nachhaltigem Fischfang in Chile aus dem Meer geholt, die Produktion findet anschließend in Deutschland statt. Das Produkt ist von „Friend of the Sea“ zertifiziert, welches als Siegel für Nachhaltigkeit und Schutz der Meere steht. Statt Rindergelatine wurde Fischgelatine für die Kapselhülle verwendet, womit das Produkt auch für Pescetarier geeignet ist.

Das DHA-/EPA-Verhältnis ist sehr zufriedenstellend und das Fischöl beinhaltet keine unnötigen Omega-6-Fettsäuren. White Omega KIDS ist auch als Sparpaket mit 270 oder 540 Kapseln erhältlich, wodurch das Preis-Leistungs-Verhältnis noch besser wird. Neben der informativen Website wird der Verbraucher auch mithilfe des beiliegenden Beipackzettels über das Produkt aufgeklärt.

Platz 2: Omega-3 KIDS Öl von Norsan

Omega-3 KIDS Öl von Norsan

Das Produkt von Norsan ist das einzige Produkt im Vergleich, das seine Omega-3-Fettsäuren in Form von Öl anbietet. Es beinhaltet zu gleichen Anteilen Dorschöl und unspezfisches „Fischöl“. Die Fische stammen aus nachhaltigem Wildfang, welcher mit dem „Friend of the Sea“ Siegel verifiziert ist. Zudem spendet Norsan Geld zum Schutz der Meere. Während der Produktionsort angegeben ist, fehlt die Lokalisation des Fischfangs.

Das Öl kann man bereits im Säuglingsalter mit der Beikost zuführen. Wie eigene Geschmackstest gezeigt haben, ist dies jedoch nur in sehr wenigen Lebensmitteln möglich, da das Fischöl einen starken Geschmack hat und daher nur in stark gewürzten Speisen unauffällig bleibt, welche von Säuglingen nicht gegessen werden. Es riecht weitestgehend neutral nach Olive, da es kaltgepresstes Oliven-, sowie Orangenöl beinhaltet. Pur ist das Produkt nicht zu empfehlen, da es stechend nach Fisch schmeckt und der Geschmack noch lange nach dem Verzehr im Hals stecken bleibt. Es liegt kein Beipackzettel vor.

Bei genauer Portionierung hält das Öl 60 Tage; das ist der zweitlängste Zeitraum aller untersuchten Produkte. Zudem ist auch das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut. Es finden sich keine schlechten Zusatzstoffe im Öl und es ist gereinigt von Schadstoffen, Schwermetallen und PCBs. Der TOTOX-Wert liegt mit 13 noch weit unterhalb des Referenzwertes, kann jedoch nicht mit dem Wert des Produktes White Omega KIDS mithalten.

Platz 3: Omega 3 Fisch Öl Kids von Optimum24

Omega 3 Fisch Öl Kids von Optimum24

Dieses von Optimum24 produzierte Fischöl können Kinder ab 6 Jahren zu sich nehmen und dies für einen sehr geringen Preis. Es beinhaltet keine Zusatzstoffe und erfüllt mit der Produktion die GMP-Standards. Dafür ist der Gehalt an DHA (Docosahexaensäure) weitaus geringer als bei der Mehrheit aller anderen Produkte.

Auf der negativen Seite ist das Produkt sehr intransparent: der Produzent gibt weder die Fischauswahl, Ort des Fischfangs, noch den TOTOX-Wert an. Es trägt keine nachhaltige Zertifizierung. Zudem ist kein Beipackzettel vorhanden. Die Hersteller-Website ist weder vertrauenserweckend, noch aufschlussreich. Da die ellipsenförmigen Kapseln (15mm lang, 10mm breit) nicht verblistert sind, werden sie einer erhöhten Oxidation ausgesetzt. Sie sind geschmacklos, gut schluckbar und riechen leicht abgestanden. Es ist das Produkt mit der längsten Verbrauchszeit, da es für 3 Monate ausreicht und ist anderthalb Jahre haltbar.

Platz 4: Omega-3 KIDS Jelly von Norsan

Omega-3 KIDS Jelly von Norsan

Nachdem das Fischöl von Norsan auf dem Platz 2 landen konnte, überzeugen die Kaugelees nicht. Obwohl das Fischöl mit dem „Friend of the Sea“ Siegel zertifiziert ist, wird auf Fischauswahl und Lokalisation des Fischfangs nicht eingegangen. Der Preis ist eher hoch angesetzt und das Produkt hält kürzer als einen Monat, wenn man es korrekt dosiert. Wie auch beim anderen Norsan-Produkt wird ein TOTOX-Wert und die Reinigung von Schadstoffen angegeben.

Während die Gelees der Geschmacksrichtung Erdbeere einen angenehmen Erdbeergeruch haben, ist der Geschmack sehr künstlich. Der Erdbeergeschmack des Produkts von Peter Möller ist weitaus angenehmer. Um einen Geschmack zu erzielen, wurden bei diesem Produkt viele Zusatzstoffe verwendet; neben Emulgatoren und Farbstoff finden sich auch die Süßungsmittel Sorbit und Xylit in der Zutatenliste. Die Kaugelees enthalten Vitamin D3, allerdings 200% des Referenzwertes – was ebenfalls nicht zu empfehlen ist.

Platz 5: Omega-3 family von Doppelherz

Omega-3 family von Doppelherz

Dieses weit verbreitete Produkt hat mit der Platzierung stark enttäuscht, da es eine sehr bekannte Marke für Nahrungsergänzungsmittel ist. Es enthält nur wenig DHA pro Tagesdosis, aber 330mg Seefischöl ohne Omega-3-Fettsäuren. Nach Angaben vom Hersteller ist es klimaneutral produziert, die Fischauswahl und der Fischfangort werden jedoch nicht genannt.

Die Gel-Tabs riechen und schmecken nach Zitrone, sind jedoch nicht so schmackhaft wie die Norsan-Kaugelees. Das Produkt ist ein Jahr haltbar und reicht für zwei Monate aus. Wie auch das Norsan-Produkt verwendet Doppelherz viele Zusatzstoffe, wie Verdickungsmittel und Farbstoff, sowie die Süßungsmittel Sorbit und Xylit. Neben dem Wort „hochgereinigt“ finden sich auf dem Beipackzettel und der Internetseite keine genaueren Angaben.

Platz 6: Möller’s Omega-3 Jelly Fish

Möller's Omega-3 Jelly Fish

Die Gummis von der Marke Peter Möller sind anders als die Produkte von Norsan und Doppelherz, welche in der Größe an Halsbonbons erinnern, in einem kinderfreundlichen Design als Fisch. Auch der Erdbeergeschmack ist weitaus besser als der Geschmack der Kaugelees von Norsan. Da hören die positiven Aspekte auf. Peter Möller ist sehr intransparent, was sich an keinen Angaben zum Fischort, zur Fischauswahl und keiner nachhaltigen Zertifizierung äußert.

Anders als die anderen Hersteller wird statt Fischöl ein „Fischöl-Konzentrat“ verwendet. Zur Aufbereitung werden keine Angaben gemacht, der TOTOX-Wert fehlt ebenfalls. Im Preissegment ist das Produkt das Teuerste und reicht dafür nur für 18 Tage. Neben 200% des Referenzwertes für Vitamin D3, enthalten die Gummis Emulgatoren, Farbstoff und Süßungsmittel.

Platz 7: Omega 3, 6, 9 Gummies orange von vitabay

Omega 3, 6, 9 Gummies orange von vitabay

Zu diesem Produkt kann man nur empfehlen, hierum einen großen Bogen zu machen. Nicht nur die Herstellung, auch die Inhaltsstoffe sind besorgniserregend. Das Fischöl wird ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit aus Thunfisch gewonnen, einem Raubfisch mit hoher Schwermetallbelastung.

Der Geruch erinnert an abgestandene Fanta und geschmacklich zeigt sich nach leichter Orangennote ein abgestandener Nachgeschmack. Das Produkt ist nicht verblistert, angeblich drei Jahre haltbar und vitabay gibt keinen TOTOX-Wert oder Aufbereitungsschritte an. Neben mehreren Zusatzstoffen (Zitronensäure, Natriumcitrat, Saccharosefettsäuren, …) findet sich auch Zucker in den Gummies. Nimmt man die angegebene Tagesdosis zu sich, kommt man dabei auf fünf Gramm Zucker pro Tag, was bei einem Kind bereits einem Viertel der empfohlenen Zuckerdosis entspricht.[11]

Quellen

  1. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, 2015. Fettzufuhr und Prävention ausgewählter ernährungsmitbedingter Krankheiten www.dge.de/fileadmin/public/doc/ws/ll-fett/v2/Gesamt-DGE-Leitlinie-Fett-2015.pdf (Zugriff: 29.12.2020)
  2. Annette Conrad, 2017. Fleisch, Fisch und Eier in der Kinderernährung www.dlr.rlp.de/Internet/global/themen.nsf/2eca2af4a2290c7fc1256e8b005161c9/0fd40f7b6b67ee74c12578a10032f02e?OpenDocument (Zugriff: 06.09.2022)
  3. Hwang, C. S., et al, 2018. Development of a gustatory function test for clinical application in Korean subjects. https://doi.org/10.3349/ymj.2018.59.2.325 (Zugriff: 30.10.2020)
  4. Baker, S. M., 1985. A biochemical approach to the problem of dyslexia. In: Journal of Learning Disabilities. https://doi.org/10.1177/002221948501801003 (Zugriff: 30.10.2020)
  5. Calder, P. C., 2005. Polyunsaturated fatty acids and inflammation. In: Biochem Soc Trans 02/05, Seite 423-427. https://doi.org/10.1042/BST0330423 (Zugriff: 30.10.2020)
  6. Heblik, Daniela, 2000. Ist Fisch noch genießbar? In: UGB-Forum 4/2000, Seite 220-221. www.ugb.de/lebensmittel-im-test/ist-fisch-noch-geniessbar/ (Zugriff: 29.12.2020)
  7. 2020. Peroxidzahl. https://de.wikipedia.org/wiki/Peroxidzahl (Zugriff: 29.12.2020)
  8. Bundesamt für Verbraucherschutz, 2020. Sushi-Blätter häufig mit Schadstoffen besetzt. www.bvl.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/01_lebensmittel/2020/2020_05_28_PI_Sushi-Blaetter.html (Zugriff: 30.10.2020)
  9. Steiner, Jochen, 2014. Plastikmüll: Mikroplastik bedroht Lebewesen im Meer. In: Deutschlandfunk www.deutschlandfunk.de/plastikmuell-mikroplastik-bedroht-lebewesen-im-meer.676.de.html?dram:article_id=290735 (Zugriff: 29.12.2020)
  10. Food and Agriculture Organization of the United Nations, 2008. Fats and fatty acids in human nutrition. In: Food and Nutrion. Paper 91. http://www.fao.org/3/i1953e/i1953e00.pdf (Zugriff: 30.10.2020)
  11. Stiftung Kindergesundheit für Journalistinnen & Journalisten, 2017. Wie viel Süßes für Kinder? In: Newsletter Ausgabe September 2017. www.kindergesundheit.de › download › Newsletter_09 (Zugriff: 30.12.2020)